Reutlingen setzt ein klares Signal

Über 350 Reutlinger demonstrierten am Freitag, den 29. Januar, gegen den "Neujahrsempfang" der AfD. Zur selben Zeit versuchte eine Gruppe der Antifa, die Veranstaltung im Spitalhof durch eine Blockade zu verhindern. Die Polizei löste diese jedoch auf.

Über 350 Reutlinger demonstrierten am Freitag, den 29. Januar, gegen den "Neujahrsempfang" der AfD. Zur selben Zeit versuchte eine Gruppe der Antifa, die Veranstaltung im Spitalhof durch eine Blockade zu verhindern. Die Polizei löste diese jedoch auf.

Das Reutlinger Bündnis für Toleranz und Vielfalt aus 22 Parteien, Gewerkschaften und gesellschaftlichen Organisationen hatte zur Kundgebung gegen die Veranstaltung mit Alexander Gauland, dem stellvertretenden Parteivorsitzenden der AfD aufgerufen. In zahlreichen Redebeiträgen bekräftigten die Redner von IG Metall, Grünen, SPD, FDP und anderen ihre Auffassung, dass mit der AfD eine rechtsradikale Partei in den Landtagswahlen antritt. Diese versuche durch ihr Auftreten als konservative Bürgerpartei Stimmen zu gewinnen. Dies könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Parteiprogramm und zahlreiche Äußerungen von AfD-Politikern klar auf eine menschenrechts- und demokratiefeindliche Gesinnung hinweisen. (Mehr dazu: Was Du wissen solltest, bevor Du die AfD wählst)

Während die Stimmung der über 350 Teilnehmer der Kundgebung friedlich blieb, tauchte ungefähr eine halbe Stunde nach Beginn aus Richtung der oberen Wilhelmstraße eine Gruppe von ungefähr 40 Aktivisten der Antifa auf und stürmte mit lauten Rufen den Tunnel vor dem Reutlinger Spitalhof. Unmittelbare Aufrufe der Redner der Kundgebung, friedlich zu bleiben und den Protest auf die legal angemeldete Kundgebung zu beschränken wurden ignoriert. Über den weiteren Verlauf der Blockadeaktion wurde am nächsten Tag in den Medien ausführlich berichtet. Die Kundgebung wurde schließlich fortgesetzt und konnte wie geplant nach etwa einer Stunde friedlich beendet werden.

Die SPD Reutlingen bedauert die gewaltsamen Vorfälle und distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Gewaltanwendung. "Friedliche Aktionen wie etwa Sitzblockaden nach den Vorbildern Gandhis, Nelson Mandelas oder Martin Luther Kings können in Einzelfällen durchaus wirkungsvoll sein, solange sie dem Prinzip der Gewaltlosigkeit folgen," so der SPD-Vorsitzende Boris Niclas-Tölle, "alleine das aggressive Auftreten der Antifa war aber dermaßen martialisch, dass bezweifelt werden darf, ob die das mit der Gewaltlosigkeit wirklich verinnerlicht haben." Darüber hinaus sei es zweifelhaft, ob es wirklich Ziel einer politischen Aktion sein sollte, die Versammlungsfreiheit einer anderen Gruppe einzuschränken. Es sei ein Unterschied, ob man demonstriere und Flagge zeige, oder ob man andere aktiv an der Ausübung ihrer Rechte hindere.

Insgesamt zeigten sich zahlreiche Mitglieder der SPD verärgert darüber, dass die vorschnelle und nicht mit dem Bündnis abgesprochene Aktion der vergleichsweise kleinen Antifagruppe tags darauf die Medien dominierte, während die erfolgreiche Kundgebung mit ihrer großen Teilnehmerzahl in der Berichterstattung weitgehend unterging.