Belastung bei der Kindererziehung

„Belastung darf so nicht weitergehen!“

Nach Überzeugung der SPD-Fraktion im Gemeinderat muss die Bildung und Erziehung unserer Kinder in der Kindertagesbetreuung bei den Überlegungen und Regelungen während der Zeit der Corona-Pandemie einen viel höheren Stellenwert erhalten. Kinder brauchen Kinder in ihrer Entwicklung, die sozialen und kognitiven Erfahrungen in der Kindertagesbetreuung seien lebenswichtig und nicht zuletzt bräuchten auch die Eltern Unterstützung, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Einen entsprechenden Antrag hat jetzt die SPD-Fraktion an die Stadtverwaltung gerichtet.  

Kinderbetreuung ist ab dem 1. Lebensjahr rechtlich einklagbar. Das hat seine Berechtigung, stellt die SPD fest, denn Kinder wollen und sollen gefordert und gefördert werden. Gerade in Deutschland, dessen Hauptressource Bildung ist, sei die (früh-)kindliche Bildung immens wichtig. Egal welchen Beruf Eltern ausüben, seien sie „systemrelevant“, so die SPD. Ebenso wichtig sei außerdem die professionelle Begleitung von Kindern, die in schwierigen bis gefährdenden Familienkonstellationen aufwachsen.  

Die SPD-Gemeinderatsfraktion nimmt sich deshalb in einem sechs Punkte umfassenden Antrag der Probleme der Erziehungsberechtigten an, die sich durch die Pandemie ergeben. „Die Situation ist für jede einzelne Familie seit Wochen extrem belastend. Das darf so nicht weitergehen“, stellt Stadträtin Silke Bayer fest. „Nicht wenige Eltern wären froh, wenn ihre Kinder zwei oder drei Stunden täglich in die Kinderbetreuung gehen könnten! Und die Kinder wären froh, wenn sie ihre Freunde wieder treffen könnten.“ Silke Bayer schlägt deshalb vor, zu prüfen, wie ein Schichtbetrieb, neudeutsch „Platzsharing“, ermöglicht werden könnte.  

Außerdem müsse eine Lösung für Tagesmütter gesucht werden, welche derzeit ihr Betreuungsangebot nicht anbieten dürfen. Stadträtin Bayer weiß, dass manche Tagesmütter bereits überlegen, ihren Job aufzugeben, weil ihnen derzeit das Einkommen fehlt. „Dann würden auf Jahre Betreuungsplätze wegbrechen. Das können wir uns bei den hunderten Plätzen, die uns ohnehin in der Stadt fehlen, nicht leisten.“, betont sie. Die Stadt soll deswegen das Gespräch mit dem Landkreis suchen, um das Einkommen der Tagesmütter sicherzustellen.  

Solange die Betreuung nicht regulär läuft, sollen laut SPD-Fraktion stets Alleinerziehende und Kinder, deren körperliche und seelische Gesundheit gefährdet sind, Vorrang bei der Betreuung haben. „Wer in dieser Zeit gar keinen Platz bekommt, muss sich wenigstens darauf verlassen können, dass er auch nichts zahlen muss“, fordert Fraktionsvorsitzender Helmut Treutlein und ergänzt: „Deshalb wollen wir Gebühren nicht von Monat zu Monat zu erlassen, sondern diese ganz auszusetzen, bis die reguläre Betreuung wieder stattfinden darf.“ Bekanntlich stehe die SPD grundsätzlich für gebührenfreie Kinderbetreuung. Sowohl in der aktuellen Situation als auch bei der grundsätzlichen Forderung soll das Land bezahlen. „Die Kommunen brauchen wegen Corona ohnehin einen Rettungsschirm von Bund und Land. Gleichzeitig fließen hier vor Ort die meisten Gelder in die Kinderbetreuung. Es sei nur folgerichtig, dass die politische Ebene, die den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz eingeführt hat, auch die Kosten dafür übernimmt.“, ergänzt Sebastian Weigle. 

Der Öffnung von Spielplätzen und die Förderung privater Initiativen geben die Lokalpolitiker ebenfalls hohe Priorität. „Leider können wir das vor Ort nicht entscheiden. Das muss das Land ermöglichen. Deshalb schnüren wir mit der Kreis-SPD ein zweites Antragspaket.“, erklärt der Reutlinger SPD-Fraktionsvorsitzende Helmut Treutlein.