In Reutlingen mangelt es erheblich an Raum für die Kindertagesbetreuung. Die Bedarfsplanung zur Kindertagesbetreuung steht deshalb mit Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung auf der Tagesordnung der kommenden Sitzung des Reutlinger Gemeinderats. Der enorme Platzaufbau von 954 zusätzlichen Plätzen in der örtlichen Bedarfsplanung von 2019 bis 2023 birgt nach Überzeugung der SPD-Fraktion jedoch große Risiken, dass die erforderlichen 57 Maßnahmen sich verzögern oder gar ganz entfallen. Die SPD-Fraktion beantragt vor diesem Hintergrund, diesen Beschlussvorschlag dahingehend zu ergänzen, bauliche Zwischenlösungen als Provisorien zu bauen. „Denn“, so Stadträtin Silke Bayer, „selbst mit der vorliegenden Planung bleiben jedes Jahr hunderte Eltern ohne Betreuungsplatz. Wenn sich dann noch Bauvorhaben verzögern, ist die Katastrophe perfekt."
Container als Zwischenlösungen für die Kinderbetreuung seien lange Zeit ein Tabuthema gewesen, so Fraktionsvorsitzender Helmut Treutlein. „Wir müssen angesichts der zugespitzten Situation aber wie andere Städte auch in Alternativen denken, was die Kindertagesbetreuung angeht.“ Container seien auch für die Kleinkinderbetreuung durchaus nutzbar und könnten bei anderen Projekten, wie zum Beispiel anstehenden Schulerweiterungen, weiter genutzt werden."
Konkret sei in Ohmenhausen ein Bedarf an Betreuungsplätzen ermittelt worden, eine Liegenschaft oder Fläche für eine Betreuungseinrichtung jedoch noch nicht in Sicht. In Degerschlacht gingen die Eltern wegen mangelnder Plätze bereits auf die Barrikaden, so die Feststellung der SPD-Fraktion. Außerdem beziehe die Planung der Verwaltung Flächen mit ein, für die ein Bebauungsplan noch nicht einmal stehe. "Deswegen müssen wir kurzfristig Möglichkeiten finden, um attraktive Übergangsbauten zu errichten,“ erläutert Stadträtin Silke Bayer den Antrag.
Folgerichtig sei deshalb der SPD-Antrag, im gesamten Stadtgebiet mögliche Provisorien und kurzfristig verfügbare Standorte zum Bau solcher Gebäude zu finden und gleichzeitig die zur Umsetzung der Bedarfsplanung erforderlichen Verfahren in der Bauleitplanung vorrangig weiterzuführen.
„Wir sehen in anderen Städten, wo der Bedarf nach Kinderbetreuungsplätzen ebenso offensichtlich ist, dass das rasch und kostengünstig ablaufen kann,“ ergänzt Helmut Treutlein. Die vorliegende Bedarfsplanung sei zwar gut, aber noch zu unsicher. Jetzt liege es an uns selbst, rasche und angemessene Möglichkeiten zur Betreuung für die Kinder unserer Stadt zu schaffen, so der Fraktionsvorsitzende.
Als Alternative zu diesem SPD-Antrag eine Erhöhung der Kinderzahl in den vorhandenen Gruppen ins Auge zu fassen, ginge nach Überzeugung der SPD zu Lasten der Betreuungsqualität und würde die Belastung der Fachkräfte in unzumutbarer Weise erhöhen. Darüber hinaus würden unsere Bemühungen zur Gewinnung von neuen Arbeitskräften durch attraktive Arbeitsplätze konterkariert.